Ich weiß es noch genau, als wäre es erst heute gewesen. Der
große Marcel Reich-Ranicki († 93) und ... ja ... ich, die um jedes seiner Worte
kämpfte.
Ich war noch nicht lange bei BILD(.de), aber klar war, Matthias
Schweighöfer verkörperte Reich-Ranicki in seinen Film-Memoiren „Mein Leben“.
Meine Ressortleiterin kam aus der Konferenz, gab mir einen
Zettel mit Zahlen und sagte schlicht so etwas wie: „Frag mal Reich-Ranicki nach
Schweighöfer und richte liebe Grüße von unserem Chefredakteur aus.“
Geil! Reich-Ranicki! Wie geil ist denn das?! Ich darf einen
Artikel über Reich-Ranicki schreiben, dachte ich bei mir – und wählte die
Nummer. 069 – für Frankfurt. Meine Heimat. Hesse, auch wenn ich nicht hessisch
babbeln kann.
„Ja.“
„Ja, hallo. Verena Zistler von BILD.de. Es geht um Herrn
Reich-Ranicki, ich würde gerne wissen, was er dazu sagt, dass Herr Schweighöfer
ihn in seinen Memoiren spielt.“
„Wer sind Sie?“
Unbehagen meinerseits. Diese Stimme ... kannte ich?!
„Verena Zistler von
BILD.de.“
„Wer?“
„Verena Zistler. BILD.de.“
„Bitte?“
Ich fasste all meinen Mut
zusammen. Da war nun wirklich keine Agentur, kein Management – wie ich es
gewohnt war – am anderen Ende der Leitung.
„Herr Reich-Ranicki, sind
Sie es?!“, fragte ich erschrocken. Meine Fassung mit 24 Jahren bewahrend.
Mein Redaktionsleiter lief
in diesem Moment an unserer Insel (Ressorttische, damals ...) vorbei und
zuckte, blieb stehen.
„Ja.“
„Verena Zistler, von BILD.
Der BILD-Zeitung.
Herr Reich-Ranicki, sind Sie es?!“, wiederholte ich – und stellte mir
Marcel Reich-Ranicki in einer Frankfurter Altbauwohnung, in einem Zimmer, das
umsäumt von Bücherregalen mit Inhalt war, an einem dieses bundeswehr-grünen
Wahlscheiben-Telefonen vor.
Ob das nun stimmte, oder
nicht – er war es!
Also: WAS HALTEN SIE VON HERRN SCHWEIGHÖFER, HERR REICH-RANICKI?
Also: WAS HALTEN SIE VON HERRN SCHWEIGHÖFER, HERR REICH-RANICKI?